Mende Honda XRV 750 Africa Twin aus Motorrad 23/2004 |
Es gibt Motorräder, zu denen ihre Besitzer eine besonders
stark ausgeprägte Bindung entwickeln. Zu dieser Spezies gehört zweifellos die Honda Africa Twin.
Weshalb deren Fahrer äußerst ungehalten reagierten, als Honda in diesem Jahr
die beliebte Reiseenduro aus dem Programm nahm, gibt es doch für
Africa-Twin-Fans keine akzeptablen Alternativen.
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Die Transalp ist ihnen
zu schwach und die Varadero zu ausladend und eher schwerfällig geraten.
Dabei war in den Köpfen stets sonnenklar, wie eine würdige Nachfolgerin
daherkommen sollte: Mehr Hubraum und damit mehr Drehmoment und Leistung,
weniger Gewicht sowie ein strafferes Fahrwerk standen ganz oben auf der Wunschliste.
Diesen Wünschen trägt Tuner Christian Mende aus dem niedersächsischen
Salzhemmendorf Rechnung. Mit 2,5 Millimeter mehr Bohrung stockt er den
Hubraum auf 789 cm3 auf. Gleichzeitig verdichten neue Kolben das
Gemisch in den modifizierten Brennräumen mit 11,3:1 deutlich höher
als die Serienpendants. Neben der geänderten Airbox und Vergaserabstimmung
sorgt eine neue Auspuffanlage für besseren Gasdurchsatz. Die Abgase
entweichen nun durch Eigenbau-Krümmer von Mende und einen Bos-Schalldämpfer
mit ABE. Beim Fahrwerk ersetzte Mende die Original-Gabelfedern durch
straffere von Wilbers. Am Heck arbeitet ein Federbein des gleichen Herstellers.
Für besseres Handling und eine attraktivere Optik sind in die Naben
17-Zoll-Excel-Felgen in Supermoto-Dimensionen eingespeicht und mit
120/70 und 160/60 breiten Super-Corsa-Straßenreifen von Pirelli besohlt.
In Sachen Ergonomie soll ein breiterer Alulenker die Handlichkeit fördern,
eine durch die geänderten Federelemente angehobene Sitzhöhe die
Schräglagenfreiheit erhöhen.
Ob die Verjüngungsmaßnahmen gelungen sind, musste der Umbau zunächst auf
dem Prüfstand beweisen. Und tatsächlich hat der aufgepäppelte Twin mit
gut 70 PS an der Kupplung nicht nur zehn PS mehr Maximalleistung,
sondern im mittleren Drehzahlbereich ein ebensolches Leistungsplus.
Das macht sich beim Fahren entsprechend bemerkbar. Die Mende-Honda
zieht spürbar kräftiger durch, und ab 6500/min, wo die Serien-Africa
Twin müde wird, dreht der Mende-Ableger kräftig bis zum roten
Bereich weiter. Zudem zeigt sich das Fahrwerk wie verwandelt.
Die straffere Abstimmung funktioniert sogar auf welligen, schlechten
Straßen ohne übertriebene Komforteinbußen. Die starken Eigenbewegungen
des Originals gehören der Vergangenheit an.
Deutlich präziser umrundet die Mende-Africa Twin Kurven jeglicher Art,
dank des kleineren Vorderrads sowie 13 Kilogramm weniger Gewicht auch
spürbar handlicher. Die eher behäbige Reiseenduro ist im Kurvenlabyrinth
kaum wieder zu erkennen und lässt eine viel flottere Gangart zu.
Die Auffrischung von Tuner Mende ist also gelungen und wird eingefleischte
Africa-Twin-Fahrer sicher begeistern. Allerdings gilt es für den erhöhten
Spaßfaktor tiefer in die Tasche zu greifen. Ab 5000 Euro ist man dabei,
inklusive Gutachten für Fahrwerksumbau und Auspuffanlage. Ein Gutachten
für den Motorkit ist in Vorbereitung.
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