Mende Honda XRV 750 Africa Twin aus Motorrad-News 11/2002

Eine treue Fangemeinde schwört auf Nehmerqualitäten der Honda Africa Twin. Dass der kreuzbrave Zweizylinder auch das Zeug zum quicklebendigen Landstraßenfeger hat, beweist die XRV von Tuner Christian Mende.

Ob Alltagseinsatz oder ausgedehnte Fernreise - die XRV 750 Africa Twin ist das sprichwörtliche Multitalent. Ihre Zuverlässigkeit ist inzwischen legendär, lediglich das Temperament des Zweizylinder-Vau lässt etwas zu wünschen übrig.

Christian Mende, aktiver Seriensport-Fahrer und Vollblutschrauber, nahm sich den Twin zur Brust und beweist, dass kultivierter Motorlauf auch für leistungsgesteigerte Triebwerke kein Fremdwort sein muss. "Die geht jetzt richtig gut", grinst Meister Mende und verweist auf das riesige gelb-blaue Kundenmotorrad in seiner Werkstatt.

Mit mächtigem 43-Liter-Tank und auf den nachgerüsteten Original-Hauptständer gebockt wirkt die XRV noch gewaltiger als im Serienzustand. Und selbst dann ist sie nicht gerade von der zierlichen Sorte. Um die etwas "langweilige" Leistungskurve des V2 interessanter zu gestalten, widmete Mende der Ein- und Auslassseite seine Aufmerksamkeit. Der Hubraum der Honda blieb ebenfalls nicht unangetastet.

Mit speziellen Laufbuchsen und Kolben kommt der Motor nun auf 799 Kubikzentimeter. Die Brennräume mussten sich einer Überarbeitung unterziehen und wurden danach ausgelitert, um gleiches Volumen zu garantieren. Klassisches Tuning in Form von Kanalerweiterung und geänderten Ventilsitzwinkeln erleichtert den durchströmenden Gasen das Erreichen ihrer Arbeitsstelle.

Dabei verblieben die originalen 36er Gleichdruckvergaser an ihrem Platz, natürlich in angepasster Form: Größere Hauptdüsen und überarbeitete Innereien werden dem erhöhten Gasdurchsatz gerecht. Die Auslassseite ziert nun eine Krümmeranlage Mende, die kurz vorm Adapterstück zum Endschalldämpfer den Anschluss einer Lamdasonde erlaubt, was das präzise Einstellen der Gemischzusammensetzung erleichtert. Ausgeatmet wird durch einen Fireblade-Endschalldämpfer. Das Ganze entspricht der hauseigenen Tuningstufe 2" - bei der ersten Stufe werden nur die Serienteile optimiert.

Gut 71 Pferdestärken attestierte der Amerschläger-Prüfstand dem erstarkten Triebling kurz nach dem Umbau. Im eingefahrenen Zustand liegen inzwischen 74 PS an. Was die Leistungskurven bereits vermuten lassen, zeigt sich im Fahrbetrieb von der herzerfrischenden Seite.

Wie in der Serie lässt sich der Twin ab 2500 Umdrehungen auch in großen Gängen ruckfrei bewegen, untermalt von einem sonoren Ansaugschnorcheln. Damit kann man entspannt durch die Landschaft zockeln. Zum Beschleunigen wird einfach der Quirl aufgedreht: Runterschalten ist auch mit 2 Personen nicht nötig, um eine Serien-XRV im Solobetrieb deutlich zu distanzieren.

Ab 4500 Umdrehungen legt die Honda spürbar an Kraft und Lebensäußerungen zu, der Vorwärtsdrang reicht bis in den Drehzahlbegrenzer kurz vor 9000 Touren. Doch muss man sich nicht unbedingt in diesen Drehzahlregionen aufhalten, um zügig voran zu kommen.

Der mittlere Bereich ist wie geschaffen für den flotten Ritt über kurvige Landstraßen.

Dabei gefällt auch das komfortable Fahrwerk, doch Mende denkt an eine Aufrüstung mit Wilbers Federelementen: "Bei zügiger Fahrweise wird es ab und zu doch etwas weich, besonders die Gabel taucht beim Anbremsen reichlich ein." Kein Wunder, denn das Spritfass von African Queens bunkert 20 Liter mehr als der Serienbehälter. Zum Gewichtsausgleich erhielt der Motorschutz diverse Zusatzbohrungen. Das Teil ist zwar aus leichtem Aluminium gefertigt, aber schöner sieht es alle Mal aus.

Der letzte Twin-Treiber, der sich solo von der mit 2 Personen beladenen Mende-XRV verblasen lassen musste, hat übrigens auch einen Stufe 2 Motor geordert. Damit ihm so etwas nicht noch mal passiert.

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